Tacho reparieren - Rekord, bis Fgstnr.

Hier gibts lecker Kabelsalat
Gesperrt
Benutzeravatar
mp3
Beiträge: 6168
Registriert: 24.07.2013, 16:09
Wohnort: 45549 Sprockhövel
Kontaktdaten:
Status: Offline

Tacho reparieren - Rekord, bis Fgstnr.

Beitrag von mp3 »

Hallo liebe Forengemeinde,

es ist soweit.
Unser Mitglied CoupéSince13 sendete mir vertrauensvoll seinen Tacho zu.
Herkunft: gebraucht gekauft mit unbekannter Historie
Mängelbeschreibung: Tachonadel geht beim Anfahren sofort auf 60 Km/h

Eins vorweg. Liest sich recht einfach vielleicht, hat aber so seine Tücken. Vor allem ohne häßliche Spuren zu hinterlassen.
Werde deshalb keine Empfehlung zur Nachahmung aussprechen.

Dieser Tacho hier ließ ganz sicher unsachgemäßen Eingriff erkennen, der ihn nicht funktionieren ließ.
Einen ursächlichen Defekt für diesen Eingriff eines Vorgängers ist nicht erkennbar.

Vorn:
Gleich zu Anfang. Der Zeiger ist mit einer Vorspannung von ungefähr 10 Km aufgesetzt, damit er wieder zuverlässig auf Null fällt.
1. Tacho Rekord W632 vorn.jpg
Hinten:
2. Tacho Rekord W632 hinten.jpg
Nach lösen der Schrauben auf "2" und "4" Uhr, bietet sich nach auseinander ziehen nachfolgendes Bild.
3. Tacho Rekord.jpg
Wir widmen uns zunächst der Antriebsseite. Hier abgeschraubt der Antrieb des Kilometerzählers.
4.  Tacho Rekord.jpg
Andere Seite - die Kugel muß raus, sonst wäre keine weitere Zerlegung möglich. Beim Wiedereinpressen darauf achten das ein minimales Spiel bleibt, damit die Welle nicht klemmt.
4a  Tacho Rekord.jpg
Kugel ausgepresst über die Schnecke, Welle und Zahnrad. Die Kugel saß nicht so fest wie es aussah.
Man beachte an der Welle direkt unterhalb schräg hängend den kleinen Ring. Sowas kann auch gern im Gehäuse durch das Fett kleben bleiben und ist hinterher auf und davon. Also immer sofort in Löcher nachschauen, ob lose Teile darin verblieben sind aus denen man was herauszieht.
5.  Tacho Rekord.jpg
Jetzt kann alles komplett heraus geholt werden.
Ich beschreibe mal den Zusammenbau. Das Zweite von rechts erzeugt den Wirbelstrom. Die beiden Teile, die aussehen wie aufgezogene O-Ringe sind magnetisch. Ich nenne es mal Rotor. Auf dessen Welle kommt zuerst die große Scheibe. Dann kommt die geschlitzte Scheibe in die Nut direkt unter dem Rotorteller. Das Gehäuse umgekehrt der späteren Einbaulage halten (also unten ist oben). Jetzt das Ganze so ins Gehäuse einführen, das die geschlitzte Scheibe mit Schlitz nach unten sitzt, nicht herunterfällt und voll aufgeschoben bleibt. :mrgreen:
So schön ruhig halten und dann rechts im Bild diesen Blechring wieder einsetzen. Es mag so aussehen, als ob es egal wäre wie rum der Blechring hinein käme. Isses aber nicht! Beim Zerlegen genau anschauen wie rum der war. Die Ränder sind unterschiedlich. Einmal wie glatt abgeschnitte und einmal ist der rand ganz wenig eingerollt. Wenn alles gut gelaufen ist muss dieser Blechring, wie in Bild 4 ersichtlich bis auf eine hervorstehende Winzigkeit sitzen. Steht der 1 Millimeter raus, hat sich die geschlitzte Scheibe verschoben, heißt sie sitzt nicht in ihrem vorgesehen Sitz.
Diese Winzigkeit Überstand des Blechringes dient dazu Druck auf die beiden Scheiben beim Zusammenschrauben auszuüben. Sie dichten, vor Fett nach vorn.
Mehr gibts hier nicht zu tun außer das ranzig riechend Fett durch neues Wälzlagerfett zu ersetzen beim Zusammenbau.
6.  Tacho Rekord.jpg
So jetzt zum Anzeigeteil.
Zuerst Alukappe vom Zeiger. Seltsam das diese Kappen nicht bei allen Mitgliedern hier schon von selbst abgefallen sind. Der Kleber ist auf jeden Fall hin.
Im Zeiger mittig befindet sich eine 0,8mm große Bohrung. Sehr günstig.
Dort steckte ich ein Stück gehärteten Rundstahl hinein, der aus der Bohrung 2mm heraus stand. Dann presste ich mit einem Miniatur Zweiarmabzieher die Welle quasi aus dem Zeiger. Natürlich muss die Spindel am Ende eine Hohlbohrung haben, damit man nicht von dem 0,8mm Rundstahl abrutscht.
Die Lösung ist allemal besser als einfach wie ein Beserker am Zeiger und damit an der Welle zu zerren.
Danach löst man die beiden Schrauben auf "3" und "9" Uhr und kann das Zifferblatt abnehmen.
Danach hat man freinen Blick auf die Zahlenwalzen.
Vor dem Querträger (Bild mal 2x groß machen) sitzt die Spirale, die dafür verantwortlich ist, das die Tachonadel immer wieder zum Nullpunkt zurück fällt.
Wird die zerstört, wird es eng mit reparieren. Man könne meinen eine Spirale aus dem Uhrenbereich könne verwendet werden. So einfach ist das nicht.
Die Kraft der Spirale ist abhängig von ihrer Materialstärke, Breite, Windungsanzahl und Material. Ich wüsste nicht das es dafür Datenblätter gäbe, welche Spirale wieviel Kraft aufbringt. Dann muss auch noch der Spiralschlüssel auf die Welle passen. Dieser Spiralschlüssel ist nicht austauschbar. Also wäre da wildes probieren angesagt. Was das heißt, dürfte klar sein.
Solche Spiralen bei Uhren werden nach Kalibernummer der Uhrwerke bestellt, fertig.
7.  Tacho Rekord.jpg
So sieht das Teil mit den Zahlenwalzen von hinten aus. In dem Teil, was so aussieht wie ein leeres Teelicht, ich nenne es mal Glocke, dreht sich der Rotor. Dieser nimmt durch das Wirbelstromprinzip die Glocke mit und damit den Zeiger. Die Glocke ist übrigens aus Aluminium - ein Magnet haftet nicht daran.
Die Wellenspitze der Zeigerwelle, die man da mittig in der Glocke sieht, sitzt in einem Lager des sich bei Fahrt drehenden Rotors. Merken!!!
Ich komme ziemlich gegen Schluß in Teil 2 noch darauf zurück.
8.  Tacho Rekord.jpg
Zeigerwelle mit Zange gut festhalten und Glocke durch hin und herdrehen Stück für Stück abziehen.
Vorher, wenn sicher ist, das der Tacho noch nie angetastet wurde, den Wellenüberstand messen und notieren.
Ist klar warum. Beim Zusammenbau gleiches Maß herstellen.
9.  Tacho Rekord.jpg
Der letzte Teil mag überflüssig zunächst wirken, doch war er hier nötig.
Schon mal verweg - der 0,6mm im Durchmesser messende Wellenzapfen, den man in der Glocke sieht, war krumm.

Das wird in Teil 2 klar.
Zuletzt geändert von mp3 am 08.02.2015, 14:12, insgesamt 22-mal geändert.


Gruß Stefan
Repariere Tacho, Dimmer, Zündschloss, Warnblinkschalter, Uhr, auch oben Umbau auf Quarzwerk, Spannungsregler Armaturen elektronisch, ...
Bild Bild Bild Bild Bild
Benutzeravatar
mp3
Beiträge: 6168
Registriert: 24.07.2013, 16:09
Wohnort: 45549 Sprockhövel
Kontaktdaten:
Status: Offline

Tacho reparieren - Rekord bis Fgstnr.

Beitrag von mp3 »

So, jetzt muß ich nochmal ein wenig ausholten.
Hier sieht man in Seitenansicht, den Querträger, der ja hinter dem Zifferblatt quer verläuft. Davon hatten wir ja das Zifferblatt abgeschraubt.
Was fällt uns auf. Nichts.
Doch! Nämlich ist der Querträger niemals so in Richting Zifferblatt durchgebogen ab Werk. Niemals. Sowas irritiert mein Auge sofort.
B  Tacho Rekord Quertraverse verbogen.jpg
Hier gerichtet. Alles plan, alles parallel. Dadurch das der Rotor in axialer Richtung arretiert ist und die Zeigerwelle mit ihrem Zapfen darin gelagert ist, ist der Querträger ausschlaggebend für das Axialspiel. Nach vorne wird es begrenzt von dem Lager bei dee Spirale. Man kann den Zeiger nun etwa 0,5 mm vor und zurück bewegen. Genau richtig.
10.  Tacho Rekord.jpg
Hier mal in groß den Rotor. Mittig das Lager, in dem der Zapfen in der Glocke läuft. Ja, die kleine Bohrung in 6/10 mm.
Da ist aner noch was zu erkennen. Auf ca. "6" und "4" Uhr eine Ankörnung. Diese Ankörnungen rühren von einem Zusammenbaufehler.
Bild mal groß machen und nochmal aufs plus groß machen.
Die Körnung auf "6" hat Material in das eigentliche Lager gepresst und damit klemmt der Wellenzapfen in der Glocke.
Deshalb geht die Tochnadel bei der kleinsten Bewegung auf 60 Km/h.
1. Das geschah weil der Tacho mit der falsch sitzenden Welle zusammengeschraubt wurde.
2. Dadurch wurde der Querräger oben zum Zifferblatt hin durchgebogen - bleibend verbogen.
3. Dadurch verbog der 0,6 mm Wellenzapfen
Den Wellenzapfen richtete ich mit Hilfe meiner Uhrmacherdrehbank mit Meßeinrichtung, damit ich festhalten konnte wie stark ich wohin biegen muß um ihn möglichst nicht abzubrechen. Ich kann den allerdings auch ersetzen. Aber der Aufwand muss ja nicht sein.
A Tacho Rekord Lagerdefekt.jpg
Hier sieht man oben links, zwei Zeigerabheber. Damit lassen sich Zeiger durch Abstützung auf das Zifferblatt abheben. Funktionierte hier nicht. Das Zifferblatt gab beim Hebeln so stark nach, das ich Beschädigung befüchtete und außerdem war hinter dem Zifferblatt dann nicht mehr genug Platz für die Spirale. Ich hätte sie vermutlich zerquetscht. Auswirkung hatte ich in Teil 1 beschrieben. Wahrscheinlich ENDE.
Dann liegt da der Miniatur-Zweiarmabzieher, dessen Klauen zu kurz sind um den wirklich stabilen Teil des Zeiger zu krallen.
Ich griff hier zu Trick 17.
20150205_155208.jpg
Ein GS/E-Tacho ist nochmal ein ganze Ecke anspruchsvoller. Von hinten aus nicht zerlegbar, daher ist dazu dieser Bericht nicht zutreffend.

Herrlich. Messing ist wieder messingfarben. Stahl hell wie neu. Wenn das mal an den Karossen auch so ging.
20150206_183305.jpg
ENDE
Zuletzt geändert von mp3 am 08.02.2015, 14:29, insgesamt 19-mal geändert.
Gruß Stefan
Repariere Tacho, Dimmer, Zündschloss, Warnblinkschalter, Uhr, auch oben Umbau auf Quarzwerk, Spannungsregler Armaturen elektronisch, ...
Bild Bild Bild Bild Bild
Benutzeravatar
Brender
Beiträge: 10116
Registriert: 18.03.2012, 12:51
Wohnort: Hohenroth
Status: Online

Re: Tacho reparieren - Rekord, bis Fgstnr.

Beitrag von Brender »

Aktuelles Diskussionsthema zu diesem Beitrag:

http://www.opel66-72.de/viewtopic.php?f=26&t=12759
mfg Sebastian ;)

WHB, ETK auf Anfrage zum Download per PN. Habe Schlossabdeckungen auf Ersatz.
Bild
Gesperrt